Parkour lernen

8 Mythen über Parkour oder wie fange ich an?


Mythos 1

Parkour ist doch wo man durch die Stadt rennt, über Dächer springt und Saltos macht?

Nein.


Mythos 2

Man kann Parkour doch alleine erlernen, die ersten Traceure haben es auch so gemacht

Parkour kann man alleine trainieren, aber nicht von alleine erlernen. Selbst die „Väter“ von Parkour haben nicht von Null angefangen. Zum Beispiel hat David Belle sehr viel von seinem Vater gelernt. Die nächste Generation von Traceuren ist um die Welt gereist, um voneinander zu lernen, und in Foren über Techniken, Schuhe, Krafttraining usw. diskutiert. Alleine von sich aus kommt man schwer auf die wichtigen Trainingsmethoden und Techniken.

Die beste Variante: ein Anfängertraining besuchen oder mit einer Gruppe von erfahrenen Traceuren trainieren.

Nach „Parkour Training >meine Stadt<“ googeln oder auf Facebook nach Gruppen suchen. Nichts gefunden? In der nächstgelegenen Großstadt suchen. Viele Parkour Gruppen Deutschland auf einen Blick, und andere Informationen zu Parkour: Parkour.org


Mythos 3

Parkour soll man in der Halle anfangen

Stimmt nicht. Parkour soll man draußen anfangen und auch sehr sehr viel draußen trainieren, auch im Winter. Flips soll man auch mal draussen üben, mit Hilferstellung im Sand z. B.

Trainiert man zu viel in der Halle, steigt das Verletzungsrisiko enorm.


Mythos 4

Parkour lernt man durch Parkour und braucht kein Aufbautrainig

Oder: für Parkour muss man super fit sein bevor man überhaupt anfängt

Stimmt beides nicht. Was stimmt – du kannst jederzeit anfangen, nur dein Training soll immer zum größten Teil aus Aufwärmen, Krafttraining, Balance, Kondition und Dehnen bestehen. Und nur zu 10% aus den Techniken. Außerdem solltest du so oft wie möglich trainieren, lieber 5x in der Woche eine Stunde als 5 Stunden einmal die Woche.

Gute Trainingsvideos

Blane’s Blog - Dilution


Mythos 5

Parkour ist sehr gefährlich

Stimmt und stimmt nicht. Allgemein ist Parkour viel weniger gefährlich als Fußball oder Skifahren. Es gibt beim Parkour keine Sportgeräte, keine Gegenspieler, keinen Zeitdruck, man arbeitet nur mit sich und seinem eigenen Körper. Und wenn man richtig trainiert, verletzt man sich dank dem guten Körpergefühl nicht, selbst wenn beim Sprung etwas schief geht.

Verletzungsrisiko minimieren

  • am Anfang nicht tiefer runterspringen als man aus dem Stand hochspringen kann
  • bei Möglichkeit barfuß trainieren
  • sich nicht von anderen unter Druck setzen lassen
  • nur die Sachen machen die man sich traut
  • viel Aufbautraining machen
  • aufgewärmt trainieren

Gefährlich können bei Parkour Überbelastungen sein. Eine Sehnenscheidenentzündung kann einen schon ein gutes Jahr verfolgen. Deswegen:

  • am Anfang etwas unter seinem Level trainieren
  • Ausgleichssportarten machen wie Schwimmen, Yoga, Kampfsport, etc.
  • nicht mit dem Krafttraining übertreiben, Bänder und Gelenke brauchen viel mehr Zeit zum Aufbau als Muskeln
  • Verletzungen immer vollständig auskurieren lassen!


Mythos 6

Man braucht gut gedämpfte Laufschuhe und Schutzausrüstung

In welchen Schuhen du trainierst ist Geschmackssache. Allgemeine Tipps:
- Die Sohle sollte durchgehend sein, ohne Plastikteil in der Mitte.
- Die Schuhe sollen nicht allzu gedämpft sein. Du solltest das Gefühl des Asphalts nicht verlieren und außerdem ist bei zu dicker Sohle die Einknickgefahr zu groß.

Du brauchst weder teure Laufschuhe, noch spezielle Parkour- oder Freerunning-Schuhe. Viele tragen Feiyues oder Kalenji - Ekiden.

Du solltest NIE Handschuhe oder Protektoren beim Training tragen!


Mythos 7

Ich bin zu alt / zu jung für Parkour

Es gibt keinen „richtigen“ Alter. Als jung lernt man schnell, als alt ist man vernünftig. Obwohl die Szene relativ jung ist, gibt es nach oben keine Grenze.

Bei Kindern gilt: die physische Grenze ist eigentlich sehr niedrig. Springen und Klettern tun Kinder eh vom Anfang an. FAM München bietet z. B. Parkour Training schon für Kinder ab 3.

Die psychische Reife wird dagegen meistens viel später erreicht. Parkour ist eine junge Sportart, für die es bis jetzt keine langfristigen Studien gibt. Das Kind muss Risiken abschätzen können. Außerdem kommt häufig vor, dass Kinder und Jugendliche eigentlich keine Lust auf Sport haben, und Parkour nur machen wollen, um vor Freunden cool zu wirken. Es werden Grundlagen und das Aufbautraining vernachlässigt wodurch es zu Verletzungen kommen kann.  Es ist von Vorteil, wenn das Kind parallel zu Parkour andere Sportarten lernt.

Wenn du also jünger als 18 bist, rede mit deinen Eltern oder Erziehungsberechtigten darüber und erkläre ihnen, warum du es machen willst.
Wenn du selbst Vater oder Mutter bist, überlege ob dein Kind reif genug ist. Ab 14 Jahren spricht unserer Erfahrung nach allgemein nichts gegen Parkour.


Mythos 8

Parkour kann man überall machen

Parkour gehört nun mal auf die Straße. Nach all den Videos auf YouTube denkt man, Parkour darf man überall machen. So ist es aber nicht.

Für Privateigentum gilt: offiziell verboten!

Dazu gehören

  • Zäune und Mauern um die Eigenhäuser,
  • viele Wohn - und Büroanlagen
  • Spielplätze samt Gelände von Schulen
  • Viele Plätze bei denen man denkt sie seien öffentlich, sind es nicht, zum Beispiel in München Gasteig und der gesamte MVV Bereich: Haltestellen, Züge, Bahnsteige, P&R Parkhäuser (unter anderem das Parkhaus im Olympiadorf)

Respektiere deine Umgebung: mache nichts kaputt, weder Bänke, Laternen, noch Pflanzen. Mache auch bitte nichts dreckig.

Viele Spielplätze ind nur bis 12 Jahre. Trainiere bitte nicht wenn dich kleine Kinder sehen können. Sie können von dir beim Spielen eingeschüchtert sein oder Risiken unterschätzen und etwas nachmachen.

Wenn du weggeschickt wirst: frag nach dem Grund. Erkläre kurz warum und was du tust und dass du nichts kaputt machst. Wenn das nicht hilft, gehst du einfach. So eine Antwort kannst du beispielsweise auf die Frage „Was machst du denn hier?“ geben: „Ich trainiere hier Parkour. Es ist eine Sportart, in der es darum geht, Hindernisse zu überwinden. Ich mache hier gerade Klimmzüge (oder was du eben gerade tust), wie Sie sehen, mache ich hier nichts kaputt und nichts dreckig.“ Sollte die Reaktion immer noch negativ sein: „Ok, dann gehe ich“. Wenn du gebeten wirst zu gehen, dann gehe auch.


Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 15. November 2016 um 11:52 Uhr